Eine siebenmonatige Reise zu den besten Blöcken in Südafrika und Europa

Sonntag, 8. Dezember 2013

Crashpad auf dem Rücken, statt Surfbrett unterm Arm

Auf der Flucht aus dem verschneiten Albarracin und dem kompletten verregneten Spanien stolperten wir über Sintra/Cascais, ein Bouldergebiet in Portugal mit Granitfelsen in dschungelähnlichen Wäldern. Das Pdf-Topo gibt es zum Herunterladen für 10€ und wir fanden ganz ansprechende Bouldervideos im Netz. Das tolle an der Sache, es liegt direkt am Meer, Lissabon ist nicht weit entfernt, Sintra ist Weltkulturerbestadt und das Wetter ist mit 10-15 Grad einem Wechsel aus wolkigen und absolut sonnigen Tagen nahezu perfekt. Wir schliefen eine Nacht darüber, denn schließlich muss man dorthin 900 Kilometer fahren. Moritz hatte ein eher schlechte Bauchgefühl, denn wir kennen niemanden, der schon dort war, Granit ist scharf, auf den Videos sehen die Ausstiege schon recht vermoost aus und es ist weit zu fahren. Julia war voll begeistert, denn sie war noch nie in Portugal. Bouldern im verträumten Wald, Märchenschlösser, Strand, Sonne, Meer und Lissabon. Das kann doch nur gut sein. Moritz ließ sich breit schlagen und so fuhren wir los.

Schnee auf der Sierra d´Albarracin (die ersten 150 km)
Am späten Abend kamen wir in der verrückten Stadt Sintra an, wo sich die Sehenswürdigkeiten nur so vor uns aufreihten und der Wald sich tatsächlich als Dschungel entpuppte. Bloß die Boulder wollten sich nicht so einfach finden lassen. Wir landeten auf einem Waldweg, der umso schlechter wurde je länger wir fuhren. Irgendwann hatten wir Mitleid mit unserem guten Forsche, drehten wieder um und übernachteten im Wald mit Blick aufs Meer. Am Morgen suchten wir weiter nach den Blöcken vom Sektor "Albarrasintra" und fanden sie einfach nicht. Dezent genervt fuhren wir durch die verwinkelten Gassen von Sintra auf der Suche nach einem Internetcafe, Kletterladen oder einem portugiesischen Boulderer. Am Ende beschlossen wir nach Cascais zu fahren und einen Campingplatz zu suchen. Unsere Laune wurde nicht besser, denn die Portugiesen sind noch wildere Autofahrer als alle Spanier und Italiener zusammen, noch dazu war unsere Uschi (das Navi) ziemlich desorientiert. Irgendwie schafften wir es aber einen McDonalds mit Internet zu finden.

Am Strand "Guincho" bei Cascais
Wir fanden den Campingplatz, einige Infos zu den Sektoren in Sintra, verbrachten den Rest des Tages am Strand "Guincho" und waren wieder etwas zuversichtlicher, dass das ganze doch kein Griff ins Klo war. Am nächsten Tag suchten wir aufs neue ergebnislos "Albarrasintra" auf schlechten Waldwegen und fanden zum Glück zufällig den Sektor "Peninha". Naja wenn man das direkt vor der Haustür hat ist das schon nicht schlecht, aber extra dafür hierher fahren oder gar fliegen würden wir bestimmt nicht nochmal. Wir haben weit und breit keinen Boulderer gefunden und so sehen auch die Boulder aus. Am nächsten Tag fanden wir wieder eher zufällig den Sektor "Malveira", weil am Straßenrand ein Camper von französischen Kletterern stand. Auch die beiden Franzosen suchten schon den zweiten Tag nach Bouldern und hatten noch niemanden sonst getroffen.

Der unterirdische Turm von Sintra
In "Peninha" liegen teilweise umgefallene Bäume über den Blöcken, überall sind heruntergefallene Äste, die Blöcke sind in beiden Gebieten vermoost, die Pfade zu und um die Blöcke sind besonders in "Malveira" teilweise komplett mit Disteln zugewuchert, Chalk findet man teilweise, der ist dann aber schon sehr alt. Die Zufahrtsstraßen auf denen im Topo die Parkplätze der einzelnen Sektoren eingezeichnet sind, sind so schlecht, dass man maximal mit Allradantrieb darauf fahren kann. Wir beschlossen uns ein paar Tage in der Gegend zu erholen, verbrachten viel Zeit am Meer, Moritz angelte und wir kochten fast jeden Abend lecker Meeresfrüchte, die es hier sogar im Lidl in riesiger Auswahl gibt. Wir gönnten uns ein wenig Luxus und blieben die ganze Zeit auf dem Campingplatz, der eine unglaublich heiße Dusche hat und mit 13€ pro Nacht (2 Personen+Auto) der bisher günstigste unseres Europatrips war. Hier wurden wir dann auch zu richtigen Touristen. Wir fuhren zum Glück mit dem Zug nach Lissabon und flanierten den ganzen Tag bergauf und bergab durch die schöne Innenstadt. In Sintra spazierten wir auf über- und unterirdischen Gängen durch Grotten und umgedrehte Türme des verwunschenen märchenhaften Parks der Quinta da Regaleira.

Blick über Lissabon
Nach 6 Tagen ohne Bouldern kribbelten dann doch unsere Finger und so fuhren wir auf Empfehlung der beiden Franzosen in den Sektor "Capuchos". Wir fanden den Sektor auf Anhieb und trafen auch wieder die beiden Franzosen. Die hatten tatsächlich am Wochenende 3 Lokals in eben diesem Gebiet getroffen. Wir sind ja überzeugt, dass alle Lokals hier kein Crashpad auf dem Rücken, sondern ein Surfbrett unterm Arm tragen. Von den 3 Sektoren, die wir gesehen haben, ist dieser definitiv der beste. Die leichten Sachen sind immer Platten und das Stehen auf krümelnden Tritten sehr gewöhnungsbedürftig, das Bouldern dort kostet viel Haut und viel Gummi. Es gibt Boulder ab dem 4. Grad, aber es ist kein schönes Anfängergebiet. Sintra ist für uns kein Boulder- sondern definitiv ein Surfspott. Wer surfen, am Meer relaxen, mountainbiken oder Kultururlaub und nebenher etwas bouldern will, dem wird es sicherlich gefallen. Nach 5 Monaten bouldern in Weltklasse Gebieten hat uns Sintra ziemlich enttäuscht. Deswegen fuhren wir am 28.11. ohne auch nur ein Boulderfoto geschossen zu haben zurück in unser neues Lieblingsgebiet Albarracin und begaben uns damit auch auf die erste Etappe gen Heimat.

Samstag, 23. November 2013

Bouldern an den Käsereiben von La Pedriza

Als wir in Albarracin auf der Suche nach einem Boulderführer waren, sind wir zufällig über das Topo von Pedriza gestolpert, das letztes Jahr zum ersten Mal aufgelegt wurde. "La Pedriza" ist ursprünglich ein Sportklettergebiet in der Nähe von Madrid und war uns bis dato überhaupt kein Begriff. Das Topo umfasst 1864 Granit-Boulder, unterteilt in sage und schreibe 38 Sektoren, im Umkreis von ca. 100 Kilometern findet man 10 weitere Boulder- sowie 6 weitere Sportklettergebiete und die Fotos sehen vielversprechend aus. Die Qualität des Topos und der Verkäufer, ein Freund des Autors, überzeugten uns schließlich davon, dass das ein absolut sehenswertes Gebiet ist. So beschlossen wir, sobald es kälter würde, nach "La Pedriza" zu fahren und kauften das Ding (22€).

Der Forsche in La Pedriza
Am 11.11. kündigte der Wetterbericht für die folgende Woche in Albarracin Regen an, während in Pedriza die Temperaturen mit 12 Grad etwas gefallen waren und es dort in den nächsten Tagen sonnig bleiben sollte. So brachen wir mittags auf gen Manzanares el Real und kamen, wie immer, spät abends in der Dunkelheit an. Wir waren etwas verwundert, dass der Parkplatz mitten im Ort lag, aber glücklicherweise kamen auch direkt Spanier mit Crashpads auf dem Rücken vorbei und so wussten wir, dass wir tatsächlich einen der 38 (!) Sektoren gefunden hatten. Am Berg ließen sich im Mondlicht wage Umrisse von Blöcken erahnen und so gingen wir mit Spaghetti und großer Vorfreude im Bauch schlafen.

Geier über den Blöcken
Am nächsten Morgen trauten wir unseren Augen kaum, wir öffneten die Türen vom Forsche und da lagen nicht einfach nur ein paar Blöcke am Berg. Ein riesiger Berghang übersät mit einer Unzahl von Felsblöcken in allen Größen erstreckte sich hinter uns und darüber kreiste ein Schwarm von Geiern. Wir verbrachten den ersten Tag im Sektor "Laboratorio Central", wo man für den Zustieg durch einen leider eisigkalten Bach waten muss, was Julia ganz schön an ihre Schmerzgrenze brachte. Beim nächsten Mal gibt´s Gummistiefel. Das Gebiet fanden wir recht schnell und trafen direkt auf ein britisches Pärchen, die auch auf einem Roadtrip sind. Moritz versuchte sich an der schönen Kante von "El Matiz" (Fb 6c) an den Fels zu gewöhnen und projektierte dann mit Jason des Knieklemmerdach von "El Belén" (Fb 7c). Den Rest dieses riesigen Sektors haben wir gar nicht gesehen und waren schon begeistert.

Jason bouldert "El Matiz" (Fb 6c)
Die beiden folgenden Tage verbrachten wir im Parque Regional und schauten uns die Gebiete "Puntos Azules" und "Bosque de Cantocochino Oeste" an. Allein schon durch diesen Park zu fahren war die Reise wert. Die Kulisse ist atemberaubend schön und jeder Wanderer und Radfahrer hätte hier seine wahre Freude. Im Park findet man viele große Parkplätze auf denen man wunderbar mit dem Auto übernachten kann. Im Gebiet trafen wir einige Lokals, die uns sofort herumführten und über Moritz schmerzende Haut an den Fingern schmunzelnden. Moritz boulderte sich quer durchs Gebiet, wobei er von allen Bouldern hin und weg war, am besten fand er die ultrahohe Kante "El Aristón de Cantocochino" (Fb 6b), den hohen Überhang "El Contorsionista" (Fb 7b), den Überhang "El Filo" (Fb 7a), und die Kante "Altruismo" (Fb 7a).

Moritz bouldert "El Contorsionista" (Fb 7b)
Aus der Ferne sehen die Blöcke einfach nur gut aus, geht man näher dran oder fasst auch mal den Fels an, dann erklärt sich der Blogtitel. Der Granit ist extrem stark strukturiert, was ihn zum absoluten Hautfresser macht, er hat aber dennoch sehr wenig Reibung, was das Stehen erschwert. Man findet Boulder in allen Graden und Größen, dennoch ist es kein Anfänger- oder Genuss-Bouldergebiet, dafür ist es einfach zu scharf. Man braucht am besten ausgelatschte weiche Kletterschuhe und verdammt viel Haut. Die technisch anspruchsvolle Kletterei erinnert an Bleau, alles ist sehr rund, es sind meistens wilde Mantelausstiege, nur die Reibung ist komplett anders. Insgesamt muss man sagen, es hat sich absolut gelohnt hierher zu fahren und wir werden sicher irgendwann zurückkommen. Man findet hier Weltklasse-Kletterei an einem der schönsten Flecken Erde, aber an extrem scharfem Fels. So hat Julia hier ihre Kletterschuhe nur spazieren getragen und ihre eh schon durchgekletterten Finger lieber für Albarracin geschont.

Eine traumhafte Landschaft
Nach drei Tagen hatte Moritz seine Haut völlig weggeklettert, vom Sloperpatschen machte sich der Golferellenbogen bemerkbar und das Wetter sollte auch hier schlecht werden. Wir verbrachten die letzte Nacht auf dem Campingplatz "El Ortigal" im Ort um endlich mal wieder zu duschen. Der Platz ist wirklich nicht zu empfehlen, mit 24€ für eine Nacht ist er sehr teuer und es gibt keine Stellplätze für Camper. Wir standen zwischen den Dauercamper-/Trailerparzellen auf einem Weg. Wenigstens hatten wir Internet um nach dem Wetter zu recherchieren. Überall sollte es regnen oder schneien und wir überlegten lange wohin es gehen soll. Am Ende entschieden wir uns für Schnee und Minusgrade und so brachen wir am 15.11. wieder auf zurück nach Albarracin.

Das verschneite Albarracin

Wie ihr im letzten Blogpost schon lesen konntet, war das nicht gerade die beste Entscheidung, denn landeten wir dort im schlechten Wetter und konnten überhaupt nicht bouldern. Nach nur zwei Tagen sind wir aufgebrochen wieder vorbei an Madrid und La Pedriza nach Sintra in Portugal.

Montag, 18. November 2013

Von Bouldern und vom Hennadschedder

Nachdem wir uns am Strand von Benicassim 3 Tage lang die Sonne auf den Bauch scheinen ließen und tatsächlich im Meer baden waren, ging es am 5.11. zurück nach Albarracin für den Endspurt. Wir waren seit dem 10.10. dort und nach mittlerweile 5 Wochen kann man sagen, wir sind regelrecht hängen geblieben. Die Bedingungen waren bombastisch, so hatten wir bisher nur einen halben Tag und eine Nacht regen. Die ersten beiden Wochen war es mit Temperaturen um die 22 Grad noch etwas zu warm, aber besonders in den letzten beiden Wochen wurde es immer kälter und jetzt kam dann doch der Schnee und der Regen. Das Bouldergebiet ist eines der besten, die wir bisher gesehen haben und wir finden es mindestens so gut wie Fontainbleau. Die Kletterei ist superabwechslungsreich und verdammt gut in jeglichem Grad. Wir kommen definitiv wieder, hoffentlich noch dieses Jahr!

Moritz bouldert "Zatochi" Fb 8a
Die meiste Zeit waren wir mit den 3 Österreichern Rudi, Dodo und Schuchti unterwegs. Neben dem gemeinsamen Bouldern gab´s die ein oder andere Unterrichtsstunde in Muntafunisch. Wir können jetzt die Frage beantworten "wo seid ihr heit gsi?", kennen nicht nur den Unterschied zwischen Tschick, Guga und Gügilie sondern wissen auch was der Hennadschedder ist. Das ganze steht im mehr oder weniger engen Zusammenhang mit einem Ruhetag am Zeltplatz. Wir beobachteten zuerst, wie eine von vielen aufgescheuchten Tauben in den Zaun direkt neben uns geknallt ist. Kurz darauf wurde dieselbe Taube über unser Auto getragen, von einem Falken, der sie dann allerdings aus seinen Klauen fallen ließ. Moritz setzte die verstörte Taube ein Stück hinter dem Zeltplatz ab, wo eine halbe Stunde später nur noch ein Haufen Federn von ihr übrig war.

Martin klettert "El Varano" Fb 8a
Wir müssen immer mal wieder an unseren Fehlstart in diesen Bouldertrip denken und freuen uns so, dass daraus ein toller und auch wirklich erfolgreicher Trip geworden ist. In den letzen Wochen konnte Moritz neben vielen Bouldern im 7. Grad, auch das Jahresziel von zehn 8a-Bouldern tatsächlich mehr als nur erfüllen. Nach sieben 8as in den Rocklands folgten in Albarracin:

"Zarzamora", "Klems Traverse", "Zatochi" und "El Varano"


Moritz bouldert "Zarzamora" Fb 8a
Nachdem Moritz die 8as mittlerweile in nur 1-2 Tagen niederreißt, wird es definitiv Zeit für die erste 8b. Sein Projekt "Zarzaparilla" braucht leider kältere Temperaturen und auch keinen tauenden Schnee. Julia hatte richtig viel Spaß beim Bouldern. Es gibt viele schöne Boulder in allen Graden und auch wenn man nur bis 6b klettert, hat man hier gut zu tun. Auch leichte 3er und 4er zum aufwärmen findet man nahezu überall. Julia boulderte neben einigen 4ern und 5ern die ein oder andere 6a und 6b aus, leider kam auch bei ihr vor den Abdrück-Bedingungen der Schnee.

Moritz klettert "Klems Traverse" Fb 8a

Letzte Woche hat´s uns kurzfristig für ein paar Tage nach "La Pedriza" verschlagen, ein Traum in schärfstem Granit! Danach sind wir zurückgekommen nach Albarracin um an Handschmeichlerfels zu klettern und jetzt ist es wirklich passiert, das Wetter ist schlecht, so konnten wir zum ersten Mal wetterbedingt nicht klettern. Es schneit, taut, schneit und hört so schnell nicht mehr auf. Deswegen sind wir gestern geflüchtet, es ging ins weit entfernte Sintra in Portugal. Die Gegend ist wunderschön, das Wetter ist top bei 15 Grad und viel Wind, wir sind schon gespannt auf die Blöcke und hoffen, dass wir morgen endlich ins Bouldergebiet finden!

Samstag, 9. November 2013

Bouldern an den Blöcken von Alba

Jetzt sind wir schon wieder 3 Wochen hier in Albarracin und noch immer begeistert. Alba ist eine wunderschöne malerisch gelegene Weltkulturerbestadt, gegründet von den Berbern, so sieht man noch heute den nordafrikanischen Baustil in den schmalen verwinkelten Gassen mit den vielen schiefen alten Häusern, die sich an den Berghang schmiegen. Neben der sehenswerten Stadt erstreckt sich ein großes Bouldergebiet, das sicherlich noch viel Potential für Erstbegehungen hat, denn der Pinienwald liegt voll mit Sandsteinblöcken in allen Größen. Wenn man weitgenug läuft kommt man an das Ende dieses riesigen Plateaus und hat einen beeindruckenden Blick über die Ebene dahinter, die sich bis nach Teruel erstreckt. Mittlerweile haben wir die Hälfte der Sektoren gesehen und sind davon überzeugt, dass wir in den nächsten Jahren sicher wieder hierher zurück wollen.

Ausblick von Klems Traverse
Man findet hier jegliche Art von Kletterei Dächer, Platten, Risse, Traversen und wilde Fontainbleau-Mantel, es gibt Fingerlöcher, Leisten, Sloper und Henkel. Der Sandstein hat gute Reibung, je nach Gebiet sind die Griffe auch mal scharf, meist ist der Fels kompakt, aber es brechen auch mal Sachen weg. Es gibt niedrige Blöcke, aber auch hohe mit einem schweren Mantel im Ausstieg, bis hin zu verrückten Highballs. Vom absoluten Anfänger bis hin zum 8b-Boulderer hat hier jeder Spaß und genug Probleme zu lösen. Das Klima ist eher trocken, es hat, seit wir hier sind, nur einen halben Tag geregnet, meist geht ein wenig Wind und im Schatten herrschen auch an warmen Tagen perfekte Bedingungen. Es ist nahezu immer sonnig, so liegen wir an den Ruhetagen meistens draußen in der Sonne.

Blick auf Albarracin
In die Sektoren kommt man von 2 Parkplätzen, wobei man sich auf Zustiege von 2 bis 50 Minuten einstellen muss. Auf den Parkplätzen darf man nicht campen, übernachten im Auto wird dort allerdings geduldet. In Alba gibt es außerdem einen gepflegten kleinen Campingplatz, auf dem man für 4€ pro Person und plus Auto übernachten kann. Es gibt dort auch kleine Ferienhäuschen zum mieten und verschiedene Hotels und Ferienwohnungen in Alba und Umgebung. Man findet zudem viele Restaurants, Bars und Cafes, 2 kleine Supermärte, einen Metzger, einen Bäcker und auch einen kleinen gut sortierten Kletterladen. Für einen größeren Lebensmitteleinkauf rentiert es sich ins ca. 40km entfernte Teruel zu fahren, dort gibt es einen Lidl, Aldi und einen Hyper Simple, die günstiger sind als die kleinen Shops in Alba und das Angebot ist bedeutend größer. Zudem ist mittwochs immer ein kleiner Markt in Alba. Neben einem Besuch in der Altstadt von Alba lohnt sich auch ein Spaziergang durch die schöne Altstadt von Teruel.

In der Altstadt von Teruel
Im Bouldergebiet trifft man zu 90 Prozent Spanier, am Wochenende sind die Sektoren mit kurzen Zustiegen oft relativ überlaufen, da wird´s dann auch mal lauter, weil die Spanier jeden Boulderer anfeuern und eine regelrechte Party am Fels veranstalten. Aber da legt einem schon mal ungefragt ein Spanier ein Pad unter den Boulder und spottet. Will man Lokals kennenlernen, findet man die am Abend in der "Kletterer-Bar" unterhalb vom Zeltplatz, einer gemütlichen Bar mit Essen und Getränken zu fairen Preisen. Im Gegensatz zu anderen Bouldergebieten sieht man in Alba viele Leute, die um die 6a bouldern und auch viele Anfänger. Das findet Julia ganz angenehm und es hat den Vorteil, dass die leichten Boulder genauso oft geklettert werden, wie die schweren und man nicht erst ewig putzen muss.

Christian in "Sale huevos" Fb 7a+
Momentan existieren 2 Topos über das Gebiet eines von No ropes und eines von Jürgen Schmeißer. Beide sind gut gemacht, alle Blöcke sind fotografiert und alle Boulder eingezeichnet, beide sind in Spanisch, Englisch und Deutsch geschrieben. Im deutschen Topo sind die Wege etwas besser beschrieben und eingezeichnet, die einzelnen Sektoren sind in den Topos teilweise unterschiedlich benannt, manche kleine Gebiete findet man nur in einem von beiden Topos und so ist es leider auch mit den Blöcken. Manche Blöcke fehlen in einem Topo ganz, manche Boulder gibt es nur in einem von beiden, in dem einen haben Boulder Namen oder Bewertungen, die im anderen keine haben. Bei den Bouldern ab 6a beziehen sich beide auf die Fb-Skala, darunter benutzt das Spanische Topo Bewertungen von 3-5 mit + und -. Die Bewertungen der einzelnen Probleme stimmen leider auch nicht überein. So empfiehlt es sich am besten beide Topos dabei zu haben.

Moritz klettert "Zarzamora" (sit) 8a

Wir haben hier schon den ein oder anderen Boulder gezwickt, aber auch noch viele offene Projekte und einige der King-Lines überhaupt noch nicht gesehen. Sobald wir weiterziehen, gibt es hier mehr über die Boulder zu lesen und ein paar hübsche Bilder. Um Madrid soll es noch einige tolle Granit-Bouldergebiete geben und sobald es dort etwas kühler wird, werden wir uns wohl auf den Weg nach Pedriza machen. Davor lassen wir noch ein wenig unsere Seelen baumeln und kurieren unsere Boulderwehwehchen ein paar Tage am Meer in der Sonne aus. Es sieht so aus als würden wir tatsächlich wie die Rentner in Spanien überwintern, nur müssen wir leider an Weihnachten wieder zurück nach Hause.

Samstag, 26. Oktober 2013

Torres sind doch Stiere oder?

Um 01:00 Uhr am 11.Oktober kamen wir in Albarracin an, da es stockfinster war und wir beide noch nie hier waren, wussten wir nicht, was uns am Morgen erwartet. Von der Morgensonne geweckt entdeckten wir Hügel mit kargen Gräsern und Büschen, fast wie in Südafrika auf der einen und einen Pinienwald mit rotgrauen Sandsteinfelsen auf der anderen Seite. Endlich waren wir wieder angekommen draußen im nirgendwo, wo wir doch so gerne sind und noch dazu war das Wetter tatsächlich bombastisch.

Blick auf das Plateau del Sol
Die ersten beiden Bouldertage ließen wir es langsam angehen, besorgten uns in dem winzigen Kletterladen in Albarracin ein Topo und schauten uns an, was die Boulder hier so zu bieten haben. Ganz ehrlich, der erste Eindruck ist der Hammer! Wir fragen uns tatsächlich, warum dieses Gebiet bei den Deutschen Boulderern nicht beliebter ist. Die Blöcke sind richtig gut, die Reibung besser als in Bleau, die Boulder aber lange nicht so abgespeckt und es gibt hier was für jeden Geschmack. Die Landschaft ist wunderschön hier und das 1.000 Einwohner Städtchen Albarracin ist alleine schon eine Reise wert.


Als wir dort einkaufen waren, fiel uns schon auf, dass ein Teil der Stadt am Samstag gesperrt ist und man dort auch nicht parken darf. Zudem standen überall riesige massive Metall und Holzgitter herum. Teilweise waren damit Fenster und Türen barrikadiert. Wir versuchten herauszufinden, was dort los ist und vermuteten, dass dort eventuell Stiere herumrennen. Warum sonst soll man solche Gitter haben, bei denen die Stäbe so weit auseinander liegen, dass ein Mensch hindurch passt, außerdem sind wir ja in Spanien. Leider sprechen wir kein spanisch und die Spanier kaum Englisch und wir erfuhren lediglich, dass am Samstag ein nationaler Feiertag ist, der 12. Oktober, der Día de la Hispanidad.


Also fuhren wir am Samstag nach dem Bouldern in die Stadt um uns das vermeintliche Spektakel anzuschauen. Auf dem Weg liefen wir an einem kleinen spanischen Ömchen vorbei, das uns angrinste und uns auf Spanisch ansprach. Das einzige was wir verstanden, war "Torres" und als sich die Dame auch noch ihre Zeigefinger wie Hörner vor die Stirn hielt, waren wir uns sicher, dass wir heute auf jeden Fall irgendein Spektakel mit Stieren zu sehen bekommen.


Tatsächlich war scheinbar ganz Albarracin auf den Beinen und als wir zu dem abgesperrten Bereich kamen, sahen wir einen großen Container und einen LKW, in dem offensichtlich Stiere waren. Ein großer Platz war mit den massiven Gittern abgesperrt und Jung und Alt standen drum herum. Wir schauten uns ein bisschen um und stellten fest, dass auch auf dem abgetrennten Platz viele Leute herum standen. Noch wussten wir nicht, was passieren wird und blieben sicherheitshalber mal lieber außerhalb der Absperrung stehen.


Plötzlich hörte man es scheppern und da war er. Zwar etwas klein, aber tatsächlich ein richtiger Stier, der angestachelt von einem Elektroschock mitten durch die Meute stob. Sobald er irgendwo stehen blieb, wurde er von jungen Toreros, also jedem der den Mut dazu hatte angestachelt. Irgendwann stand der Stier dann lustlos herum und wir hatten immer mehr Mitleid mit dem armen Tier. Noch waren wir uns auch nicht sicher, was jetzt mit dem Stier passieren wird. Der Stier trabte zurück zu dem Container, aus dem er gekommen war, und wurde auch wieder dorthinein gelassen.


Wir fragten uns, ob es das jetzt war. Doch schon kam der nächste Stier aus seiner Box gerast. Nachdem wir das ganze eine Weile beobachtet hatten, hatten wir die Spielregeln verstanden und wussten, womit wir zu rechnen hatten. So trauten wir uns durch das Gitter, denn so ein Foto von einem heran rennenden Stier kann man ja nicht alle Tage machen. Spätestens als 2 Stiere gleichzeitig umher rannten, bekam auch Moritz nasse Hände beim Fotografieren. Am Ende rannten dann 3 Stiere über den Platz und als diese wieder in ihrem Container verschwanden, war die ganze Party vorbei.

Unser Forsche auf dem Campingplatz

Nun hatten wir tatsächlich diese fragwürdige spanische Tradition miterlebt, es war unterhaltsam, aber eigentlich taten uns die Tiere leid. Diese Art Mutprobe erschien uns letzen Endes eher lachhaft, denn die Stiere waren kastriert und die Hörner waren an der Spitze abgesägt. Am unterhaltsamsten war es die Leute zu beobachten, wie sie supermutig durch die Gitterstäbe stiegen, dort herum standen, Bier tranken und rauchten. Aber sobald der Stier sich in der Ferne auch nur in ihre Richtung drehte, wurde Reißaus genommen. Schnell hinters Gitter und am besten noch 5 Meter davon weg. Es war interessant so etwas live mitzuerleben, aber das wird wohl auch unser einziges Stierkampferlebnis bleiben.

Mittwoch, 23. Oktober 2013

Boulderfrei in Lyon und Genf

Da es von Stuttgart nach Albarracin 1720 Kilometer zu fahren sind, planten wir einen Zwischenstopp in der Weltkulturerbe-Stadt Lyon zu machen, da wir daran so oder so vorbei fuhren.

Blick über die Rhone, leider war das Wetter nicht so überragend
In der Nacht vom 7.Oktober übernachteten wir auf einem Campingplatz in der Nähe von Lyon und wagten es am nächsten Morgen mit dem Auto ins Zentrum zu fahren. Das funktionierte auch ganz gut, bis wir anfingen nach einem Parkplatz Ausschau zu halten. Sämtliche Parkplätze, hatten ein nur 2m hohes Tor an der Einfahrt, durch welches unser "Forsche" leider nicht durch passte. Aber nach einigem Suchen wurden wir direkt neben einem kleinen Markt dann doch noch fündig.

Cathédrale Jean-Baptiste de Lyon
Auf der anderen Straßenseite schleppte die Polizei gerade einen Falschparker ab und wir entdeckten ein Schild, auf dem Stand, dass man an Markttagen hier nicht parken darf. Also fragten wir die Polizisten, wo wir denn am besten parken könnten. Nach langem Überlegen und mit einem Blick auf unser hohes Auto meinten die Polizisten, wir sollen einfach dort stehen bleiben. Also schlenderten wir erst einmal über den Markt.

Basilique Notre-Dame de Fourvière
Ohne Plan und Ziel liefen wir durch die wunderschöne Innenstadt von Lyon, wir landeten in einem Viertel mit vielen kleinen Läden und Restaurants in wunderschönen alten Häusern. Wir flanierten über den Place Bellecour, landeten in der pompösen Fußgängerzone und machten uns dann auf in Richtung Basilique Notre Dame Fourvière, die über der Stadt auf einem Berg thront.

In den Gassen von Lyon
Erst ging es nur bergauf und dann kam eine nicht mehr enden wollende Treppe. Nach gefühlten 1.000 Stufen wurden wir mit einem atemberaubendem Ausblick über Lyon belohnt und schauten uns die Basilika an, welche komplett mit Mosaiken ausgelegt ist. Leider war der Akku der Kamera leer.

In der Rue couverte
Von dort oben hatten wir einen guten Blick auf den Markt und unser Auto, der Markt war schon vorüber und wir fragten uns, ob wir wohl einen Parkschein hätten lösen sollen. Auf dem Weg nach unten gaben wir Tipps ab, wie hoch unser Strafzettel sein wird. Wir hatten Glück, der Parkscheinautomat stand neben unserem Auto, aber der Zettel an der Windschutzscheibe war nur Werbung.

Blick von der Saône hoch zur Basilika
Auf dem Weg nach Lyon stellten wir fest, dass es von hier nicht weit nach Genf ist. Dort lebt momentan Moritz bester Freund Markus. Nachdem wir es nie geschafft haben, ihn mal bei einem seiner Auslandsaufenthalte zu besuchen, fuhren wir noch am selben Abend den kleinen Umweg nach Genf und freuten uns, dass dort schon das Essen auf dem Tisch stand, als wir ankamen.

La Fresque des Lyonnaise
In Genf hatten wir das nächste Parkplatzproblem. Denn sogar in den Wohngebieten gibt es keinen Parkplatz, auf dem man tagsüber länger als 1 Stunde parken darf. Es gibt weiter außerhalb Plätze, auf denen man umsonst stehen kann, aber dort werden des öfteren Autos aufgebrochen. Nachdem unser ganzes Hab und Gut in unserem Auto ist und wir nicht Stunden lang Auto ein- und ausladen wollten, konnten wir das Auto definitiv nicht auf so einen Platz stellen.

In den Gassen von Lyon
So verbrachten wir den nächsten Tag mit Parkuhr umstellen und Markus zeigte Moritz Genf, während Julia beim Auto blieb. Genf hat einen schönen See, eine pompöse Innenstadt, in der es aber auch nette Kneipen gibt, die für schweizer Verhältnisse bezahlbar sind. Schockiert waren wir von den Mietpreisen, denn für eine 65 m² Wohnung zahlt man in Genf 1800 Franken. Für eine gleichgroße Wohnung zahlten wir in Nürnberg 440 €. Da ist es nicht unüblich, dass man sich als Student ein Zimmer mit einem anderen teilt.
Cathédrale Jean-Baptiste de Lyon
Leider hat Moritz die Kamera vergessen, deswegen gibt es keine Bilder aus Genf. Nach einem weiteren schönen Abend in Markus WG brachen wir am nächsten Morgen auf, froh dass es endlich wieder in die Pampa geht und machten uns auf die letzte Etappe von 1260 Kilometern nach Albarracin.

Samstag, 19. Oktober 2013

Kulinarische Genüsse im sonnigen Franken

Da hat man endlich mal richtig viel Zeit um sich die Boudergebiete anzuschauen, die Europa so zu bieten hat und dann regnet es überall außer im schönen Frankenjura. Als wir am 15.09. in die Schweiz aufbrachen mussten wir feststellen, dass wir in den 2 Wochen Heimaturlaub zwar dem Genuss von fränkischem Bier gefrönt hatten, aber gar kein typisch fränkisches Essen gegessen hatten. Wir nahmen uns daher schon auf dem Weg vom Magic Wood ins E4 vor, das diesmal nicht auszulassen. Wir aßen endlich mal wieder Döner, aßen in der Auguste, dem besten Bio-Burger-Restaurant in Nürnberg und vielleicht auch in der ganzen Welt, und wir waren auf der Suche nach dem Gericht der fränkischen Gerichte, dem Schäufele. Tatsache ist, wir mussten auch diesmal ohne Schäufele weiterziehen, es gab keines, denn man bekommt Schäufele nur an Sonn- und Feiertagen und das in Franken, das war schon wirklich enttäuschend. Dann musste halt diesmal der fränkische Federweißer reichen.

Unser Trainings-Mekka, das E4
Neben kulinarischen Genüssen nutzten wir die Zeit um in der Halle der Hallen, dem E4 in Nürnberg zu trainieren, trafen uns mit Freunden und lernten nun endlich auch den Nachwuchs des anderen Perschmann Pärchens, Paula Perschmann kennen. Wir verbrachten ein paar schöne und vor allem sonnige Tage im Klumpertal, der steinernen Stadt, dem Fuchsbau und der Freudenmauer. Aber so richtig glücklich wurden wir nicht mit dem Frankenjura, uns schmerzten die Finger vom "Löchergepopel" und es zog uns ja doch eher in die Ferne.

Otte an der Freudenmauer, beim Evolv-Schuh-Test
Wir versuchten noch erfolglos für Januar eine Wohnung in Nürnberg zu finden, fuhren erneut nach Sand zu Julias Eltern um Unterlagen für die Auslandskrankenversicherung auszufüllen und wollten dann nach 10 Tagen erneutem Heimaturlaub endlich aufbrechen, nach Fontainbleau. Vor dem Losfahren warfen wir nochmal den Laptop an, um den Wetterbericht zu checken. Wie soll es auch anders sein, die komplette nächste Woche war für Bleau schon wieder regen gemeldet. Ziemlich genervt suchten wir nach einem trockenem Fleckchen zum Bouldern und wurden dann auch fündig. Unser weitgelegenstes Ziel, das wir eigentlich erst in einigen Wochen ansteuern wollten, versprach bestes Boulderwetter, mit Sonne, Wind und maximal 15 Grad. Und so ging es nun endlich los in die Ferne nach Spanien, genauer nach Albarracin. 

Moritz an der Freudenmauer
So fuhren wir am 06.10. zuerst nach Stuttgart zu Axel und Katinka, wo ein Päckchen von Evolv auf uns wartete, wir einen schönen Abend verbrachten und wo wir auch übernachteten. Am nächsten Tag fuhren wir durch Frankreich und steuerten einen Campingplatz in der unmittelbaren Nähe von Lyon an.