Jetzt sind wir schon wieder 3
Wochen hier in Albarracin und noch immer begeistert. Alba ist eine wunderschöne
malerisch gelegene Weltkulturerbestadt, gegründet von den Berbern, so sieht man
noch heute den nordafrikanischen Baustil in den schmalen verwinkelten Gassen
mit den vielen schiefen alten Häusern, die sich an den Berghang schmiegen. Neben
der sehenswerten Stadt erstreckt sich ein großes Bouldergebiet, das sicherlich
noch viel Potential für Erstbegehungen hat, denn der Pinienwald liegt voll mit
Sandsteinblöcken in allen Größen. Wenn man weitgenug läuft kommt man an das
Ende dieses riesigen Plateaus und hat einen beeindruckenden Blick über die
Ebene dahinter, die sich bis nach Teruel erstreckt. Mittlerweile haben wir die
Hälfte der Sektoren gesehen und sind davon überzeugt, dass wir in den nächsten
Jahren sicher wieder hierher zurück wollen.
Ausblick von Klems Traverse |
Man findet hier jegliche Art von
Kletterei Dächer, Platten, Risse, Traversen und wilde Fontainbleau-Mantel, es
gibt Fingerlöcher, Leisten, Sloper und Henkel. Der Sandstein hat gute Reibung,
je nach Gebiet sind die Griffe auch mal scharf, meist ist der Fels kompakt,
aber es brechen auch mal Sachen weg. Es gibt niedrige Blöcke, aber auch hohe
mit einem schweren Mantel im Ausstieg, bis hin zu verrückten Highballs. Vom
absoluten Anfänger bis hin zum 8b-Boulderer hat hier jeder Spaß und genug
Probleme zu lösen. Das Klima ist eher trocken, es hat, seit wir hier sind, nur einen
halben Tag geregnet, meist geht ein wenig Wind und im Schatten herrschen auch
an warmen Tagen perfekte Bedingungen. Es ist nahezu immer sonnig, so liegen wir
an den Ruhetagen meistens draußen in der Sonne.
Blick auf Albarracin |
In die Sektoren kommt man von 2
Parkplätzen, wobei man sich auf Zustiege von 2 bis 50 Minuten einstellen muss.
Auf den Parkplätzen darf man nicht campen, übernachten im Auto wird dort
allerdings geduldet. In Alba gibt es außerdem einen gepflegten kleinen
Campingplatz, auf dem man für 4€ pro Person und plus Auto übernachten kann. Es
gibt dort auch kleine Ferienhäuschen zum mieten und verschiedene Hotels und
Ferienwohnungen in Alba und Umgebung. Man findet zudem viele Restaurants, Bars
und Cafes, 2 kleine Supermärte, einen Metzger, einen Bäcker und auch einen
kleinen gut sortierten Kletterladen. Für einen größeren Lebensmitteleinkauf
rentiert es sich ins ca. 40km entfernte Teruel zu fahren, dort gibt es einen
Lidl, Aldi und einen Hyper Simple, die günstiger sind als die kleinen Shops in
Alba und das Angebot ist bedeutend größer. Zudem ist mittwochs immer ein
kleiner Markt in Alba. Neben einem Besuch in der Altstadt von Alba lohnt sich auch ein Spaziergang durch die schöne Altstadt von Teruel.
In der Altstadt von Teruel |
Im Bouldergebiet trifft man zu 90
Prozent Spanier, am Wochenende sind die Sektoren mit kurzen Zustiegen oft relativ
überlaufen, da wird´s dann auch mal lauter, weil die Spanier jeden Boulderer
anfeuern und eine regelrechte Party am Fels veranstalten. Aber da legt einem
schon mal ungefragt ein Spanier ein Pad unter den Boulder und spottet. Will man
Lokals kennenlernen, findet man die am Abend in der "Kletterer-Bar"
unterhalb vom Zeltplatz, einer gemütlichen Bar mit Essen und Getränken zu
fairen Preisen. Im Gegensatz zu anderen Bouldergebieten sieht man in Alba viele
Leute, die um die 6a bouldern und auch viele Anfänger. Das findet Julia ganz
angenehm und es hat den Vorteil, dass die leichten Boulder genauso oft
geklettert werden, wie die schweren und man nicht erst ewig putzen muss.
Christian in "Sale huevos" Fb 7a+ |
Momentan existieren 2 Topos über
das Gebiet eines von No ropes und eines von Jürgen Schmeißer. Beide sind gut gemacht, alle
Blöcke sind fotografiert und alle Boulder eingezeichnet, beide sind in
Spanisch, Englisch und Deutsch geschrieben. Im deutschen Topo sind die Wege
etwas besser beschrieben und eingezeichnet, die einzelnen Sektoren sind in den
Topos teilweise unterschiedlich benannt, manche kleine Gebiete findet man nur
in einem von beiden Topos und so ist es leider auch mit den Blöcken. Manche
Blöcke fehlen in einem Topo ganz, manche Boulder gibt es nur in einem von
beiden, in dem einen haben Boulder Namen oder Bewertungen, die im anderen keine
haben. Bei den Bouldern ab 6a beziehen sich beide auf die Fb-Skala, darunter
benutzt das Spanische Topo Bewertungen von 3-5 mit + und -. Die Bewertungen der
einzelnen Probleme stimmen leider auch nicht überein. So empfiehlt es sich am
besten beide Topos dabei zu haben.
Moritz klettert "Zarzamora" (sit) 8a |
Wir haben hier schon den ein oder
anderen Boulder gezwickt, aber auch noch viele offene Projekte und einige der
King-Lines überhaupt noch nicht gesehen. Sobald wir weiterziehen, gibt es hier
mehr über die Boulder zu lesen und ein paar hübsche Bilder. Um Madrid soll es
noch einige tolle Granit-Bouldergebiete geben und sobald es dort etwas kühler
wird, werden wir uns wohl auf den Weg nach Pedriza machen. Davor lassen wir
noch ein wenig unsere Seelen baumeln und kurieren unsere Boulderwehwehchen ein
paar Tage am Meer in der Sonne aus. Es sieht so aus als würden wir tatsächlich
wie die Rentner in Spanien überwintern, nur müssen wir leider an Weihnachten
wieder zurück nach Hause.
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