Eine siebenmonatige Reise zu den besten Blöcken in Südafrika und Europa

Samstag, 23. November 2013

Bouldern an den Käsereiben von La Pedriza

Als wir in Albarracin auf der Suche nach einem Boulderführer waren, sind wir zufällig über das Topo von Pedriza gestolpert, das letztes Jahr zum ersten Mal aufgelegt wurde. "La Pedriza" ist ursprünglich ein Sportklettergebiet in der Nähe von Madrid und war uns bis dato überhaupt kein Begriff. Das Topo umfasst 1864 Granit-Boulder, unterteilt in sage und schreibe 38 Sektoren, im Umkreis von ca. 100 Kilometern findet man 10 weitere Boulder- sowie 6 weitere Sportklettergebiete und die Fotos sehen vielversprechend aus. Die Qualität des Topos und der Verkäufer, ein Freund des Autors, überzeugten uns schließlich davon, dass das ein absolut sehenswertes Gebiet ist. So beschlossen wir, sobald es kälter würde, nach "La Pedriza" zu fahren und kauften das Ding (22€).

Der Forsche in La Pedriza
Am 11.11. kündigte der Wetterbericht für die folgende Woche in Albarracin Regen an, während in Pedriza die Temperaturen mit 12 Grad etwas gefallen waren und es dort in den nächsten Tagen sonnig bleiben sollte. So brachen wir mittags auf gen Manzanares el Real und kamen, wie immer, spät abends in der Dunkelheit an. Wir waren etwas verwundert, dass der Parkplatz mitten im Ort lag, aber glücklicherweise kamen auch direkt Spanier mit Crashpads auf dem Rücken vorbei und so wussten wir, dass wir tatsächlich einen der 38 (!) Sektoren gefunden hatten. Am Berg ließen sich im Mondlicht wage Umrisse von Blöcken erahnen und so gingen wir mit Spaghetti und großer Vorfreude im Bauch schlafen.

Geier über den Blöcken
Am nächsten Morgen trauten wir unseren Augen kaum, wir öffneten die Türen vom Forsche und da lagen nicht einfach nur ein paar Blöcke am Berg. Ein riesiger Berghang übersät mit einer Unzahl von Felsblöcken in allen Größen erstreckte sich hinter uns und darüber kreiste ein Schwarm von Geiern. Wir verbrachten den ersten Tag im Sektor "Laboratorio Central", wo man für den Zustieg durch einen leider eisigkalten Bach waten muss, was Julia ganz schön an ihre Schmerzgrenze brachte. Beim nächsten Mal gibt´s Gummistiefel. Das Gebiet fanden wir recht schnell und trafen direkt auf ein britisches Pärchen, die auch auf einem Roadtrip sind. Moritz versuchte sich an der schönen Kante von "El Matiz" (Fb 6c) an den Fels zu gewöhnen und projektierte dann mit Jason des Knieklemmerdach von "El Belén" (Fb 7c). Den Rest dieses riesigen Sektors haben wir gar nicht gesehen und waren schon begeistert.

Jason bouldert "El Matiz" (Fb 6c)
Die beiden folgenden Tage verbrachten wir im Parque Regional und schauten uns die Gebiete "Puntos Azules" und "Bosque de Cantocochino Oeste" an. Allein schon durch diesen Park zu fahren war die Reise wert. Die Kulisse ist atemberaubend schön und jeder Wanderer und Radfahrer hätte hier seine wahre Freude. Im Park findet man viele große Parkplätze auf denen man wunderbar mit dem Auto übernachten kann. Im Gebiet trafen wir einige Lokals, die uns sofort herumführten und über Moritz schmerzende Haut an den Fingern schmunzelnden. Moritz boulderte sich quer durchs Gebiet, wobei er von allen Bouldern hin und weg war, am besten fand er die ultrahohe Kante "El Aristón de Cantocochino" (Fb 6b), den hohen Überhang "El Contorsionista" (Fb 7b), den Überhang "El Filo" (Fb 7a), und die Kante "Altruismo" (Fb 7a).

Moritz bouldert "El Contorsionista" (Fb 7b)
Aus der Ferne sehen die Blöcke einfach nur gut aus, geht man näher dran oder fasst auch mal den Fels an, dann erklärt sich der Blogtitel. Der Granit ist extrem stark strukturiert, was ihn zum absoluten Hautfresser macht, er hat aber dennoch sehr wenig Reibung, was das Stehen erschwert. Man findet Boulder in allen Graden und Größen, dennoch ist es kein Anfänger- oder Genuss-Bouldergebiet, dafür ist es einfach zu scharf. Man braucht am besten ausgelatschte weiche Kletterschuhe und verdammt viel Haut. Die technisch anspruchsvolle Kletterei erinnert an Bleau, alles ist sehr rund, es sind meistens wilde Mantelausstiege, nur die Reibung ist komplett anders. Insgesamt muss man sagen, es hat sich absolut gelohnt hierher zu fahren und wir werden sicher irgendwann zurückkommen. Man findet hier Weltklasse-Kletterei an einem der schönsten Flecken Erde, aber an extrem scharfem Fels. So hat Julia hier ihre Kletterschuhe nur spazieren getragen und ihre eh schon durchgekletterten Finger lieber für Albarracin geschont.

Eine traumhafte Landschaft
Nach drei Tagen hatte Moritz seine Haut völlig weggeklettert, vom Sloperpatschen machte sich der Golferellenbogen bemerkbar und das Wetter sollte auch hier schlecht werden. Wir verbrachten die letzte Nacht auf dem Campingplatz "El Ortigal" im Ort um endlich mal wieder zu duschen. Der Platz ist wirklich nicht zu empfehlen, mit 24€ für eine Nacht ist er sehr teuer und es gibt keine Stellplätze für Camper. Wir standen zwischen den Dauercamper-/Trailerparzellen auf einem Weg. Wenigstens hatten wir Internet um nach dem Wetter zu recherchieren. Überall sollte es regnen oder schneien und wir überlegten lange wohin es gehen soll. Am Ende entschieden wir uns für Schnee und Minusgrade und so brachen wir am 15.11. wieder auf zurück nach Albarracin.

Das verschneite Albarracin

Wie ihr im letzten Blogpost schon lesen konntet, war das nicht gerade die beste Entscheidung, denn landeten wir dort im schlechten Wetter und konnten überhaupt nicht bouldern. Nach nur zwei Tagen sind wir aufgebrochen wieder vorbei an Madrid und La Pedriza nach Sintra in Portugal.

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