Als wir in Albarracin auf der
Suche nach einem Boulderführer waren, sind wir zufällig über das Topo von
Pedriza gestolpert, das letztes Jahr zum ersten Mal aufgelegt wurde. "La
Pedriza" ist ursprünglich ein Sportklettergebiet in der Nähe von Madrid
und war uns bis dato überhaupt kein Begriff. Das Topo umfasst 1864 Granit-Boulder,
unterteilt in sage und schreibe 38 Sektoren, im Umkreis von ca. 100 Kilometern
findet man 10 weitere Boulder- sowie 6 weitere Sportklettergebiete und die
Fotos sehen vielversprechend aus. Die Qualität des Topos und der Verkäufer, ein
Freund des Autors, überzeugten uns schließlich davon, dass das ein absolut
sehenswertes Gebiet ist. So beschlossen wir, sobald es kälter würde, nach "La
Pedriza" zu fahren und kauften das Ding (22€).
Der Forsche in La Pedriza |
Am 11.11. kündigte der
Wetterbericht für die folgende Woche in Albarracin Regen an, während in Pedriza
die Temperaturen mit 12 Grad etwas gefallen waren und es dort in den nächsten
Tagen sonnig bleiben sollte. So brachen wir mittags auf gen Manzanares el Real
und kamen, wie immer, spät abends in der Dunkelheit an. Wir waren etwas
verwundert, dass der Parkplatz mitten im Ort lag, aber glücklicherweise kamen
auch direkt Spanier mit Crashpads auf dem Rücken vorbei und so wussten wir,
dass wir tatsächlich einen der 38 (!) Sektoren gefunden hatten. Am Berg ließen
sich im Mondlicht wage Umrisse von Blöcken erahnen und so gingen wir mit
Spaghetti und großer Vorfreude im Bauch schlafen.
Geier über den Blöcken |
Am nächsten Morgen trauten wir
unseren Augen kaum, wir öffneten die Türen vom Forsche und da lagen nicht
einfach nur ein paar Blöcke am Berg. Ein riesiger Berghang übersät mit einer
Unzahl von Felsblöcken in allen Größen erstreckte sich hinter uns und darüber
kreiste ein Schwarm von Geiern. Wir verbrachten den ersten Tag im Sektor
"Laboratorio Central", wo man für den Zustieg durch einen leider eisigkalten
Bach waten muss, was Julia ganz schön an ihre Schmerzgrenze brachte. Beim
nächsten Mal gibt´s Gummistiefel. Das Gebiet fanden wir recht schnell und
trafen direkt auf ein britisches Pärchen, die auch auf einem Roadtrip sind.
Moritz versuchte sich an der schönen Kante von "El Matiz" (Fb 6c) an
den Fels zu gewöhnen und projektierte dann mit Jason des Knieklemmerdach von "El
Belén" (Fb 7c). Den Rest dieses riesigen Sektors haben wir gar nicht
gesehen und waren schon begeistert.
Jason bouldert "El Matiz" (Fb 6c) |
Die beiden folgenden Tage verbrachten
wir im Parque Regional und schauten uns die Gebiete "Puntos Azules"
und "Bosque de Cantocochino Oeste" an. Allein schon durch diesen Park
zu fahren war die Reise wert. Die Kulisse ist atemberaubend schön und jeder
Wanderer und Radfahrer hätte hier seine wahre Freude. Im Park findet man viele
große Parkplätze auf denen man wunderbar mit dem Auto übernachten kann. Im
Gebiet trafen wir einige Lokals, die uns sofort herumführten und über Moritz
schmerzende Haut an den Fingern schmunzelnden. Moritz boulderte sich quer
durchs Gebiet, wobei er von allen Bouldern hin und weg war, am besten fand er
die ultrahohe Kante "El Aristón de Cantocochino" (Fb 6b), den hohen
Überhang "El Contorsionista" (Fb 7b), den Überhang "El
Filo" (Fb 7a), und die Kante "Altruismo" (Fb 7a).
Moritz bouldert "El Contorsionista" (Fb 7b) |
Aus der Ferne sehen die Blöcke
einfach nur gut aus, geht man näher dran oder fasst auch mal den Fels an, dann
erklärt sich der Blogtitel. Der Granit ist extrem stark strukturiert, was ihn
zum absoluten Hautfresser macht, er hat aber dennoch sehr wenig Reibung, was
das Stehen erschwert. Man findet Boulder in allen Graden und Größen, dennoch
ist es kein Anfänger- oder Genuss-Bouldergebiet, dafür ist es einfach zu
scharf. Man braucht am besten ausgelatschte weiche Kletterschuhe und verdammt
viel Haut. Die technisch anspruchsvolle Kletterei erinnert an Bleau, alles ist
sehr rund, es sind meistens wilde Mantelausstiege, nur die Reibung ist komplett
anders. Insgesamt muss man sagen, es hat sich absolut gelohnt hierher zu fahren
und wir werden sicher irgendwann zurückkommen. Man findet hier Weltklasse-Kletterei
an einem der schönsten Flecken Erde, aber an extrem scharfem Fels. So hat Julia
hier ihre Kletterschuhe nur spazieren getragen und ihre eh schon
durchgekletterten Finger lieber für Albarracin geschont.
Eine traumhafte Landschaft |
Nach drei Tagen hatte Moritz
seine Haut völlig weggeklettert, vom Sloperpatschen machte sich der Golferellenbogen
bemerkbar und das Wetter sollte auch hier schlecht werden. Wir verbrachten die
letzte Nacht auf dem Campingplatz "El Ortigal" im Ort um endlich mal
wieder zu duschen. Der Platz ist wirklich nicht zu empfehlen, mit 24€ für eine
Nacht ist er sehr teuer und es gibt keine Stellplätze für Camper. Wir standen
zwischen den Dauercamper-/Trailerparzellen auf einem Weg. Wenigstens hatten wir
Internet um nach dem Wetter zu recherchieren. Überall sollte es regnen oder
schneien und wir überlegten lange wohin es gehen soll. Am Ende entschieden wir
uns für Schnee und Minusgrade und so brachen wir am 15.11. wieder auf zurück
nach Albarracin.
Das verschneite Albarracin |
Wie ihr im letzten Blogpost schon
lesen konntet, war das nicht gerade die beste Entscheidung, denn landeten wir
dort im schlechten Wetter und konnten überhaupt nicht bouldern. Nach nur zwei
Tagen sind wir aufgebrochen wieder vorbei an Madrid und La Pedriza nach
Sintra in Portugal.
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