Um 01:00 Uhr am 11.Oktober kamen
wir in Albarracin an, da es stockfinster war und wir beide noch nie hier
waren, wussten wir nicht, was uns am Morgen erwartet. Von der Morgensonne
geweckt entdeckten wir Hügel mit kargen Gräsern und Büschen, fast wie in
Südafrika auf der einen und einen Pinienwald mit rotgrauen Sandsteinfelsen auf
der anderen Seite. Endlich waren wir wieder angekommen draußen im nirgendwo, wo
wir doch so gerne sind und noch dazu war das Wetter tatsächlich bombastisch.
Blick auf das Plateau del Sol |
Die ersten beiden Bouldertage
ließen wir es langsam angehen, besorgten uns in dem winzigen Kletterladen in
Albarracin ein Topo und schauten uns an, was die Boulder hier so zu bieten
haben. Ganz ehrlich, der erste Eindruck ist der Hammer! Wir fragen uns
tatsächlich, warum dieses Gebiet bei den Deutschen Boulderern nicht beliebter
ist. Die Blöcke sind richtig gut, die Reibung besser als in Bleau, die Boulder
aber lange nicht so abgespeckt und es gibt hier was für jeden Geschmack. Die
Landschaft ist wunderschön hier und das 1.000 Einwohner Städtchen Albarracin
ist alleine schon eine Reise wert.
Als wir dort einkaufen waren,
fiel uns schon auf, dass ein Teil der Stadt am Samstag gesperrt ist und man
dort auch nicht parken darf. Zudem standen überall riesige massive Metall und
Holzgitter herum. Teilweise waren damit Fenster und Türen barrikadiert. Wir
versuchten herauszufinden, was dort los ist und vermuteten, dass dort eventuell
Stiere herumrennen. Warum sonst soll man solche Gitter haben, bei denen die
Stäbe so weit auseinander liegen, dass ein Mensch hindurch passt, außerdem sind
wir ja in Spanien. Leider sprechen wir kein spanisch und die Spanier kaum
Englisch und wir erfuhren lediglich, dass am Samstag ein nationaler Feiertag
ist, der 12. Oktober, der Día de la Hispanidad.
Also fuhren wir am Samstag nach
dem Bouldern in die Stadt um uns das vermeintliche Spektakel anzuschauen. Auf
dem Weg liefen wir an einem kleinen spanischen Ömchen vorbei, das uns angrinste
und uns auf Spanisch ansprach. Das einzige was wir verstanden, war
"Torres" und als sich die Dame auch noch ihre Zeigefinger wie Hörner
vor die Stirn hielt, waren wir uns sicher, dass wir heute auf jeden Fall
irgendein Spektakel mit Stieren zu sehen bekommen.
Tatsächlich war scheinbar ganz
Albarracin auf den Beinen und als wir zu dem abgesperrten Bereich kamen, sahen
wir einen großen Container und einen LKW, in dem offensichtlich Stiere waren.
Ein großer Platz war mit den massiven Gittern abgesperrt und Jung und Alt standen
drum herum. Wir schauten uns ein bisschen um und stellten fest, dass auch auf
dem abgetrennten Platz viele Leute herum standen. Noch wussten wir nicht, was
passieren wird und blieben sicherheitshalber mal lieber außerhalb der
Absperrung stehen.
Plötzlich hörte man es scheppern
und da war er. Zwar etwas klein, aber tatsächlich ein richtiger Stier, der
angestachelt von einem Elektroschock mitten durch die Meute stob. Sobald er
irgendwo stehen blieb, wurde er von jungen Toreros, also jedem der den Mut
dazu hatte angestachelt. Irgendwann stand der Stier dann lustlos herum und wir
hatten immer mehr Mitleid mit dem armen Tier. Noch waren wir uns auch nicht
sicher, was jetzt mit dem Stier passieren wird. Der Stier trabte zurück zu dem
Container, aus dem er gekommen war, und wurde auch wieder dorthinein gelassen.
Wir fragten uns, ob es das jetzt
war. Doch schon kam der nächste Stier aus seiner Box gerast. Nachdem wir das
ganze eine Weile beobachtet hatten, hatten wir die Spielregeln verstanden und
wussten, womit wir zu rechnen hatten. So trauten wir uns durch das Gitter, denn
so ein Foto von einem heran rennenden Stier kann man ja nicht alle Tage machen.
Spätestens als 2 Stiere gleichzeitig umher rannten, bekam auch Moritz nasse
Hände beim Fotografieren. Am Ende rannten dann 3 Stiere über den Platz und als
diese wieder in ihrem Container verschwanden, war die ganze Party vorbei.
Unser Forsche auf dem Campingplatz |
Nun hatten wir tatsächlich diese
fragwürdige spanische Tradition miterlebt, es war unterhaltsam, aber eigentlich
taten uns die Tiere leid. Diese Art Mutprobe erschien uns letzen Endes eher
lachhaft, denn die Stiere waren kastriert und die Hörner waren an der Spitze
abgesägt. Am unterhaltsamsten war es die Leute zu beobachten, wie sie
supermutig durch die Gitterstäbe stiegen, dort herum standen, Bier tranken und
rauchten. Aber sobald der Stier sich in der Ferne auch nur in ihre Richtung
drehte, wurde Reißaus genommen. Schnell hinters Gitter und am besten noch 5
Meter davon weg. Es war interessant so etwas live mitzuerleben, aber das wird
wohl auch unser einziges Stierkampferlebnis bleiben.